Was ist Konditionierung
Aktualisiert: 16. Feb.
Im Human Design begegnen dir viele Wörter, die du entweder noch nie oder in einem anderen Kontext gehört hast. Ich wette, du verstehst unter Strategie, Autorität, Profil oder (Ent-)Homogenisierung eigentlich was völlig anderes. Und dann beschäftigst du dich mit Human Design. "Konditionierung" gehört auch zu diesen Wörtern, die eine ganz neue Sichtweise auf dein Leben und vor allem auf deine Zukunft ermöglichen.
Darüber spreche ich in diesem Blogartikel:
2.1 - Konditionierung durch deine eigene Energie auf Basis der Aktivierungen in deinem Human Design Chart
Konditionierung im klassischen Sinne
Gemäss Wikipedia versteht man unter Konditionierung im Fachgebiet der Psychologie eine Form des Lernens durch wiederholte Koppelung von Reizen oder Aktionen an Reaktionen. Ein Reiz oder eine Aktion löst eine bestimmte Reaktion aus und durch Wiederholung des immer gleichen Reizes, kommt es dazu, dass fast automatisch, ein bestimmtes Verhalten an den Tag gelegt wird.
Einfach ausgedrückt, verstehe ich Folgendes unter Konditionierung: Alles, was mir von aussen aufgedrückt wird, damit ich mich in einer bestimmten Art und Weise verhalte. "Aufgedrückt" deshalb, weil ich auf einen äusseren Reiz reagiere und daraus lerne, ob meine Reaktion mir guttut oder ob sie mir schadet. Da ich mir nicht wehtun will, lerne ich, welche Art zu reagieren für mich besser ist - und schon bin ich darauf konditioniert. Ich gewöhne mich daran, genauso und nicht anders zu reagieren.
Ich muss da unweigerlich an die Unterschiede meiner Mittagspausenzeiten in meinen Angestelltenverhältnissen damals in Deutschland und in der Schweiz denken. Solange ich noch in Deutschland gearbeitet habe, ging die Belegschaft gegen 12.30 Uhr zu Tisch. In der Schweiz beginnt die Mittagspause eine ganze Stunde früher. Am Anfang fand ich das total befremdlich, weil ich noch gar keinen Hunger hatte. Doch nach und nach meldete mein Bauch pünktlich um 11.30 Uhr, dass es jetzt Zeit für Futter wäre, manchmal noch vor meinen Kolleginnen.
Die Arten der Konditionierung nach Human Design
Wenn du zum ersten Mal von deinem Human Design und den dahinterliegenden Energien erfährst, kann es sein, dass du auf zwei sehr unterschiedliche Weisen darauf reagierst. Entweder du findest dich sofort in vielen Dingen wieder, fühlst dich gesehen und bist berührt von so viel Übereinstimmung in deinem bisherigen Leben, oder du spürst eine tiefe Diskrepanz zu den Energien, die dein Human Design über dich aussagt, denn du fühlst dich ganz anders. Natürlich gibt es noch Abstufungen dazwischen, denn es kann auch sein, dass du vielen Punkten sofort Ja sagst und zu anderen Punkten andere Erfahrungen gemacht hast.
Das liegt vor allem daran, dass dein Human Design dir aufzeigt, wie du als Individuum für diese Welt der beste Beitrag sein kannst, unter der Prämisse, dass alle anderen ebenfalls nach ihrem Human Design leben. Jeder von uns ist also ein Puzzle-Teil für das Grosse Ganze.
Wir Menschen werden jedoch sehr Hilfe bedürftig geboren und sind in den ersten Jahren wortwörtlich mit unserem Leben von unserem Umfeld abhängig. Deshalb betrachtet man im Human Design Konditionierung auf vier Ebenen:
Konditionierung durch deine eigene Energie auf Basis der Aktivierungen in deinem Human Design Chart
Konditionierung durch die Energien der Menschen, mit denen du viel Zeit verbringst
Konditionierung durch die Energie deiner Ahnen
Konditionierung durch deine Genetik.
Konditionierung durch deine eigene Energie auf Basis der Aktivierungen in deinem Human Design Chart
Je nachdem, wie zum Zeitpunkt deiner Geburt und ca. 3 Monate davor die Planeten und Himmelskörper am Firmament standen, werden in deinem Human Design Chart die Tore in den Zentren aktiviert und legen dadurch fest, welche Charakterzüge, Eigenschaften, Talente und Potenziale ganz natürlich zu dir gehören. Über alle aktivierten (definierten) Aspekte deines Charts wirst du zum Sender dieser energetischen Qualität, über die offenen (undefinierten) Aspekte bist du Empfänger.
Dein wahrer Kern, wenn du es so ausdrücken willst, wird quasi durch das Universum selbst konditioniert. Diese Art der Konditionierung ist die, die du - so gut es eben geht, jeden Tag ausleben sollst.
Konditionierung durch die Energien der Menschen, mit denen du viel Zeit verbringst
Während du im Mutterleib heranwächst, bist du über die Nabelschnur mit deiner Mutter verbunden. Alles, was sie isst, trinkt, tut, denkt und mit wem sie sich umgibt, hat bereits einen physischen und energetischen Einfluss auf dich. Als Baby und kleines Kind bist du am stärksten beeinflussbar, denn dein eigenes Bewusstsein ist noch nicht so stark ausgebildet. Deine ersten Glaubenssätze, wie: "Ich kann alles schaffen, was ich mir vorstelle!" oder: "Was sollen denn die anderen denken?" werden bis zu unserem siebten Lebensjahr geprägt.
Verbringst du viel Zeit mit den immer gleichen Menschen, wirst deren definierte Aspekte auch in dir spüren und das Gefühl entwickeln, dass diese Aspekte zu dir gehören. Mit dem Beginn der Pubertät beginnt ganz automatisch der Abnabelungsprozess. Du verbringst mehr und mehr Zeit mit dir alleine und lernst anderen Menschen kennen. Dadurch spürst du deine eigenen Energien deutlicher und lernst neue, auf andere Art definierte Aspekte kennen. Du lernst dich neu kennen und beginnst im Idealfall für dich herauszufinden, wer du sein willst.
Die Beschäftigung mit deinem Human Design und das Experimentieren damit, führt dich Schritt für Schritt weg von den Konditionierungen durch die anderen, zurück zu deinem wahren Kern.
Konditionierung durch die Energie der Familiendynamik
Das Human Design wird nicht vererbt. Doch in der Familiendynamik werden gewisse Muster vererbt. Je nachdem, in welchen Verhältnissen deine Grosseltern aufwuchsen und wie sich deren Leben gestaltete, verankerten sich Lebenseinstellungen und Gebräuche in der Erziehung deiner Eltern. Diese wiederum gaben weiter, was sie ihnen selbst beigebracht wurde - immer mit den besten Absichten und ohne Wissen, wie es anders gehen könnte.
"Bei meinen eigenen Kindern mache ich das aber anders." hast du dich bestimmt selbst sagen hören. Und dann bist du doch in ein bestimmtes Muster deiner Eltern von früher verfallen.
Aus Sicht des Human Designs ist es sehr wertvoll, wenn Eltern die ihnen zugewiesene, fast schon übergeordnete Rolle nicht dafür nutzen, ihren Kindern beizubringen, "wie man in der Welt zu funktionieren hat". Eltern sollten bereit sein, die Eigenart und Individualität ihrer Kinder zu fördern, von ihnen zu lernen und sie als gleichwertige Partner in der Familie zu akzeptieren.
Konditionierung durch deine Genetik
Haarfarbe, Augenfarbe, Nase und Körperbau sind Dinge, die du tatsächlich von deiner Herkunftsfamilie erbst. Auch eine Prädisposition für eine bestimmte Krankheit oder verschiedene Wesenszüge finden sich meist in deinen Ahnen wieder.
Selbst die Erlebnisse deiner Vorfahren sind in deiner DNA abgespeichert. In der Epigenetik hat man erforscht, welche Auswirkungen die Entbehrungen der Kinder während des Zweiten Weltkrieges auf sie selbst, deren Kinder und Kindeskinder hatten. Prof. Tessa Roseboom sagt in der ARD-Produktion Epigenetik: Was unsere Gene und die unserer Nachkommen steuert: "Kinder, deren Eltern dem Hunger ausgesetzt waren, sind deutlich weniger gesund und neigten auch zu Übergewicht, was sie anfälliger für chronische Krankheiten machte." Das Hungerleiden hatte die Art und Weise, wie Gene geschaltet sind, verändert und diese neue Information wurde an die nächsten Generationen weitergegeben.
Du bist, was du isst - und was deine Mutter und sogar deine Grossmutter gegessen haben.
Das klingt alles ziemlich unwiederbringlich und für immer genauso gegeben. Doch da bin ich anderer Meinung. Selbst deine Gendisposition kannst du durch blosse Gedankenkraft verändern, wie es der Film "Heal" eindrücklich zeigt.
Du bist nicht deine Konditionierungen
Konditionierung ist also eine Vielzahl an gelernten Reaktionen und daraus entstandenen Gewohnheiten. Eine Gewohnheit ist eine Erwartung oder eine Überzeugung oder ein Gedanke oder eine Einstellung, welche(r) in meinem Unterbewusstsein abgespeichert ist. Mein Unterbewusstsein steuert mein gewohnheitsmässiges Handeln. Durch dieses Handeln entstehen meine Ergebnisse.
Will ich nun andere Ergebnisse, muss ich meine Erwartungen oder meine Überzeugungen oder meine Gedanken oder meine Einstellungen ändern, damit sich mein Handeln ändern kann. Leichter gesagt als getan!
Meine Gedanken, Einstellungen, Erwartungen und Überzeugungen wurden von Anfang an durch andere beeinflusst. Viele dieser Beeinflussungen haben in meinen ersten Lebensjahren mein "Überleben" gesichert, manch andere das Leben meiner Eltern mit mir erleichtert und wieder andere sorgen dafür, dass ich gesund bleibe. Ein simples Beispiel hierfür ist das zweimal-am-Tag-Zähne-putzen-Ding-inklusive-Zahnseide. Hat mir so manche Zeit beim Zahnarzt und Dentalhygieniker verkürzt.
Wenn dir nun aber dein Human Design Chart verrät, dass du vom Energietyp her Reflektor bist und dich vom Leben überraschen lassen sollst, du in keine Schublade passt und dich bitte auch von dir selbst nicht labeln lassen solltest? Was, wenn du als Reflektor so rein und natürlich essen solltest, wie es nur geht, dir aber nur Fertigfood und leider Kantinenessen von der schlechteren Sorte zur Verfügung steht?
Es beginnt der Prozess des Erkennens und mit dieser Erkenntnis auch das Erwachen.
Du willst eine vitalere Version von dir selbst werden? Dann heisst das: Raus aus der Komfortzone (oder auch Komm-fort-Zone). Welche Alternativen stehen dir fürs Mittagessen zur Verfügung? Vielleicht machst du mal einen Spaziergang und lässt dich von den Möglichkeiten zwei Strassen weiter überraschen.
Du willst neue Erfahrungen machen? Dann musst du anders an die Sache herangehen, um die Ecke denken und anders handeln als bisher …
Von Einsiedlerkrebsen und Menschen
"Willkommen in der Box" heisst es in Kapitel 5 des Buches Miracle Morning für Millionäre. Das Erfolgsgeheimnis: Was die Reichen vor 8 Uhr tun*. Auch wenn dieses Buch sich stark mit deinen Glaubenssätzen zum Thema Geld befasst, finde ich den Vergleich, den die Box darstellt, für alle Konditionierungen hilfreich.
Die Autoren vergleichen die Box mit dem Zuhause eines Einsiedlerkrebses. Denn ein Einsiedlerkrebs hat keine eigene, harte Kruste. Er muss sich sein Zuhause immer wieder neu suchen, wenn er aus dem alten hinauswächst. Man hat jedoch beobachtet, dass nicht alle Einsiedlerkrebse gleich oft die Schale wechseln. Die Dauer, wie lange ein Krebs in seiner Schale bleibt, variiert. Manche bleiben länger in ihrem geborgten Zuhause als andere oder wechseln es so gut wie nie. Wieder andere ziehen im Laufe der Zeit immer wieder um. Manche hören irgendwann ganz auf, zu wachsen und verbringen den Rest ihrer Tage in der gleichen Schale.
Betrachtest du jetzt dein Umfeld, ist das bei Menschen gar nicht so anders. Statt Schalen haben wir Boxen: Einstellungen, Gewohnheiten und Überzeugungen, die jeder von uns sich zulegt und auch wieder ablegt hat, sobald er darüber hinaus gewachsen ist.
Erinner dich an deine Kindheit und deine Teenie-Zeit. Du bist nicht nur körperlich, sondern auch geistig jeden Tag gewachsen und hast damit sehr häufig die Box gewechselt. Doch sobald du erwachsen wirst, läufst du Gefahr, dass dieser Prozess nach und nach einschläft. Du machst immer mehr das immer Gleiche mit den immer gleichen Menschen. Dadurch denkst du auch immer gleich und dein Handeln wird immer eingefahrener. Die Box wird zum mentalen Einsiedlerkrebs-Panzer.
"Nein." ist ein vollständiger Satz
"Nein." ist ein vollständiger Satz. Punkt.
Doch ich möchte es mit einem Beispiel untermauern: Es ist Sonntagmittag. Die ganze Familie sitzt am Tisch und isst. Du bist 7 Jahre alt und längst satt. Du stocherst mehr oder weniger nur noch in deinem Teller herum. Deine Mama sagt noch: "Iss lieber auf, sonst gibt es morgen schlechtes Wetter!" während dein Papa sich deinen Teller schnappt, zum Herd läuft und noch mal was heissen obendrauf gibt. "Kalt würde mir das auch nicht schmecken. Iss lieber schnell, bevor es wieder kalt wird." Solche Sonntage gibt es häufig. Noch Jahre später, mit Mitte 40 hast du Mühe damit, einfach aufzuhören, wenn du satt bist, was man an deinen Rundungen sehr deutlich sehen kann.
Du hast nie gelernt, "Nein." zu sagen oder dein "Nein." wurde zu oft ignoriert, sodass du aufgegeben hast. "Nein." ist ein vollständiger Satz. Die ersten Male, in denen du diesen Satz aussprichst, wird dein Umfeld reagieren. Jedoch nur, weil es dich anders kennt. Du bist darauf konditioniert (daran gewöhnt), alles in dich hineinzuschaufeln. Die anderen sind darauf konditioniert (daran gewöhnt), dass du immer alles aufisst.
Vielleicht glaubst du auch, dass es Lebensmittelverschwendung wäre, den Teller nicht leerzuessen, weil dir gar nicht der Gedanke kommt, von vornherein deine Portionen zu überdenken. Kochst du zu viel zu? Würde das für zwei Mahlzeiten reichen? Probiere es mit weniger auf deinem Teller. Und weisst du, was so richtig gut ankommt, wenn du eingeladen bist und deine Portionen von Anfang an kleiner gestaltest: Jeder Gastgeber freut sich, wenn du nach einem Nachschlag fragst. Doch vergiss nie, es ist vollkommen okay "Nein, danke." zu sagen, wenn nichts mehr reinpasst. Und wenn du unterwegs bist, hab am besten immer eine Dose für Reste dabei.
Was drauf-konditioniert wurde, kann auch wieder runter-konditioniert werden
Willst du andere Ergebnisse, musst du anders denken. Ja, richtig! Anders denken, nicht anders handeln. Denn zuerst kommt der Gedanke, dann die Tat auf Basis dieses Gedankens.
Erkenne deine Konditionierungen. Welche Gewohnheiten belagern dich? Isst du jeden Morgen Müesli, weil es einfach schon zu Schulzeiten jeden Morgen Müesli gab? Was würdest du eigentlich viel lieber essen? Willst du überhaupt frühstücken? Also um diese Uhrzeit? Hast du schon Hunger?
Nur weil du etwas schon immer so gemacht hast, heisst das nicht, dass du das auch für immer so weiter machen musst!
Triff neue Entscheidungen! Kreiere neue Ideen und Gedanken und handle nach ihnen. Ja, das braucht ein bisschen Training. Immerhin hast du die letzten 30 oder 40 Jahre jeden Tag um 7 Uhr Müesli gegessen und jetzt ist es "nur" ein Glas warmes Wasser. Frühstück gibt's erst um 11 Uhr, weil du um 11 Uhr erst Hunger hast. Aber statt Müesli machst du dir einen Smoothie. Da braucht dein System eine Weile, um die neue Gewohnheit zu etablieren und die alte von Dannen zu schicken. Trau dich!
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